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Po:era „Moqueca“ // Público Festival

"Moqueca" ist sowohl Audio-Walk und Einladung in die Welt des Genusses und der Sinne als auch Erzählung biografischer und kollektiver Lebenswege. Ausgestattet mit Funkkopfhörern folgt das Publikum einer verschlungenen Route in Berlin-Mitte, um schließlich im Acker Stadt Palast anzukommen, wo der Performer Lucas Lacerda dem Publikum das traditionelle nordbrasilianische Gericht Moqueca serviert.

Inspiriert von der brasilianischen Anthropophagie-Bewegung erkundet das brasilianisch-deutsche Künstler-Duo Po:era Bilder des Einverleibens von Kulturen, Glaubenssätzen und Ideen und wie dieses Einverleiben vom Storytelling des Christentums, des Kapitalismus und des modernen Fortschritts dominiert wurde und wird. Aus persönlicher Perspektive reflektiert Po:era jene Momente, in denen wir uns ins Unbekannte vorwagen, sowie die Funktionsweisen unseres Körpers, mit denen wir uns durch ein Einverleiben anderen, vergangenen Lebens aufrechterhalten.

Die sozialkritische und kulturrevolutionäre Anthropophagie-Bewegung entstand in den 1920er Jahren im künstlerischen Umfeld des brasilianischen Schriftstellers Oswald de Andrade. Benannt wurde die Bewegung nach einem Bild mit dem Titel „Abaporú“ (1928) von Tarsila do Amaral mit dem Titel „Abaporú“ (1928): ‚Abaporú‘ bedeutet in der Sprache der Tupí Anthropophage, was so viel wie ‚Menschenfresser‘ bedeutet. Dem anthrophagischen Motto "Statt das Fremde wegzuschieben, das Fremde fressen" folgend entwickelte die Bewegung künstlerische Aktionen gegen die zerstörerischen, dominanten und rassistischen Elemente der europäischen Kultur. Der Reinlichkeit, Wissenschaftlichkeit und dem "europäischen Verlangen nach Differenz" setzten sie "das tropische Wuchern, die Aneignung und Naivität, die Wildheit und Poesie" entgegen.

Von und mit Lucas Lacerda, Daniel Weyand

Po:era wurde 2019 in Berlin als künstlerische Kollaboration gegründet. Lucas Lacerda (Brasilien) studierte darstellende Kunst an der Universidade Federal da Bahia, Brasilien. Seit 2004 hat er in mehr als zwanzig Theaterproduktionen in Rio de Janeiro und Salvador de Bahia mitgewirkt, u.a. mit Cia OmondÉ, Ateliê Voador and Coletivo Ponto Zero. An der Schnittstelle von Theater, audiovisueller Kunst und Performance erkunden er, der Schauspieler und Regisseur, und der Filmemacher und Anthropologe Daniel Weyand (Deutschland) mit Po:era interdisziplinäre und transformative Praktiken zur Dekolonisierung des Unterbewussten. In ihrer Arbeit wollen sie Räume zum sinnlichen Erleben der Welt schaffen.