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Eingeweide / Marco Donnarumma x Margherita Pevere aus dem Zyklus 7 Configurations von Donnarumma

Fronte Vacuo präsentiert: Eingeweide / von Marco Donnarumma x Margherita Pevere aus dem Zyklus 7 Configurations von Donnarumma

Was bedeutet es, eine wirklich autonome Maschine zu schaffen, die von menschlicher Kontrolle unabhängig ist? Und was passiert, wenn Organe außerhalb eines Körpers leben? Vielleicht besteht die einzige wirkliche Macht des menschlichen Körpers darin, immer neue Formen und Identitäten anzunehmen.

„Eingeweide“ ist die Inszenierung eines Rituals des Zusammenwachsens. In einer verwüsteten, surrealen Landschaft verstricken sich zwei menschliche Körper gewaltsam mit einer künstlich intelligenten Prothese (KI), außerkörperlichen Organen, Relikten von Computerserverfarmen und tierischen Überresten.

Die Prothese verwendet KI-Algorithmen, um in Echtzeit zu lernen, wie sie sich bewegen, existieren und auf der Bühne auftreten kann. Die Organe pulsieren, lecken und kriechen auf dem Boden und tragen die Spuren der mikrobiellen Kulturen, die sie hervorgebracht haben. Die Geräusche der Muskeltätigkeit der Darsteller*innen werden durch KI-Algorithmen verstärkt und in ein kraftvolles und viszerales Hörerlebnis umgewandelt, das die Zuschauer*innen überflutet.

Die Körper der Performer*innen werden so zu einem und zu mehreren, mal setzen sie sich durch, mal sind sie deplatziert. Sie sind das Mittel einer drastischen Form von Körperexperimenten, bei denen alternative Identitäten aus der Konvergenz von Mensch, Maschine und Mikroorganismen entstehen. In einer solchen Konfiguration beeinflusst jedes Element das andere auf drastische Weise. Körperlichkeit und Psyche werden ineinander verwoben, erschüttert und erforscht.

Weit entfernt von transhumanistischen Idealen oder technophoben Behauptungen schafft Eingeweide ein eigenes Vokabular symbolischer Bedeutung, das die Beziehung zwischen Menschen, Technologie und lebenden Anderen als eine raue, poetische und demütigende Form der Intimität manifestiert.

Künstlerische Leitung, Inszenierung, Performance Donnarumma, Pevere Musik, Programmierung, KI-Robotik Marco Donnarumma Wearable biofilm, Roboterhaut Margherita Pevere Wissenschaftliche Begleitung Neurorobotik-Forschungslabor, Beuth Hochschule Robotik, visuelles Design und Kostüm Ana Rajcevic Robotik 3D-Modellierung und Konstruktion Christian Schmidts Lichtdesign, Bühne Andrea Familari Produktion Claudia Dorfmüller Tourneeleitung René Dombrowski Fotografie Manuel Vason Live-Fotografie Giovanni De Angelis, Nada Zgank

Eine Produktion von Marco Donnarumma in Zusammenarbeit mit Margherita Pevere. Im Auftrag vom CTM Festival (DE) und realisiert im Rahmen der Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin.

Die transdisziplinäre Performance Gruppe Fronte Vacuo ist von Marco Donnarumma, Andrea Familari und Margherita Pevere in Berlin gegründet und präsentiert mit „Eingeweide“ das Stück, das zur Gründung der Gruppe inspirierte.

Fronte Vacuo verbinden Körperkunst, Tanztheater, audiovisuelle Performance und Technologie. Ihre Arbeiten sind geprägt von unerwarteten Methoden der Publikumsinteraktion, radikalen Körperperformances und einer rigorosen Arbeit an der Symbolik. Ihre Materialien sind menschliche und nicht-menschliche Körper, organische Symbionten, Maschinen mit künstlicher Intelligenz, räumliche Klänge und Bilder, die zu tumultartigen Biomen verwoben sind. Im Italienischen bedeutet "Fronte" militärische oder politische Front, und "vacuo" bedeutet leer, ohne Inhalt. "Fronte vacuo" bezieht sich also auf eine militante, inhaltsleere Front, eine zynische Anspielung auf den heutigen blinden Glauben an den Techno-Kapitalismus.

Marco Donnarumma (DE) ist Künstler, Performer, Regisseur und Wissenschaftler, der seit Anfang der 2000er Jahre zeitgenössische Performance, neue Medienkunst und Computermusik miteinander verwebt. Er manipuliert Körper, kreiert Choreografien, entwickelt Maschinen und komponiert Klänge und verbindet so Disziplinen, Medien und neue Technologien zu einer einzigartigen, sinnlichen und kompromisslosen Ästhetik. Er ist international bekannt für seine genreübergreifenden Solo-Performances, Bühnenproduktionen und Installationen, in denen der Körper zu einer sich wandelnden Sprache wird, um kritisch über Rituale, Macht und Technologie zu sprechen.

Margherita Pevere (DE) ist eine international renommierte Künstlerin und Forscherin, deren Praxis sich zwischen biologischer Kunst und Performance mit einer unverwechselbaren viszeralen Signatur bewegt. Ihre transdisziplinäre Forschung verbindet Biolabor-Praxis, Biotechnologie, Ökologie, Umweltpolitik, Gender- und Todesstudien mit einer gesunden Portion Hacking-Attitüde, um aufsehenerregende Installationen und Performances zu schaffen, die die wachsende ökologische Komplexität von heute aufgreifen. Ihr Werk ist ein blühender Garten, in dem es von genetisch veränderten Bakterien, ihren eigenen Zellen, Sexualhormonen, mikrobiellem Biofilm, Rinderblut, Schnecken, wachsenden Pflanzen und sich zersetzenden biologischen Überresten wimmelt.

Andrea Familari ist ein Multimediakünstler, der in den Bereichen Theater, Musik und zeitgenössische Kunst arbeitet und ein aktiver Akteur in der internationalen audiovisuellen Live-Szene ist. Seit 2011 experimentiert er mit Bildern und deren Technologien und entwickelte seine Praxis innerhalb der Underground-Medienkunstszene. Heute entwickelt sich seine Forschung durch die Beobachtung von generativen Prozessen, die durch "Lärm" sowohl als Konzept als auch als technologisches Phänomen analysiert werden. Seine Arbeit wird mit Hilfe verschiedener Medien realisiert, wie z.B. Videoscreenings, interaktive Installationen und Drucke. Sein Repertoire wandert regelmäßig von Theatern zu Konzertsälen, Festivals und Museen und wurde bereits in 23 Ländern weltweit präsentiert.