COMPOST CITY / Etudes para um Neue Нормальний

Ensemble MaNN AUS OBST / Edith Steyer / Jessica Renfro / Kindred Gottlieb / Maja von Kriegstein / Maryna Makarenko / Vinicius Giusti / Wieland Möller /

Seit dem letzten öffentlichen Auftritt unseres Ensembles auf einer traditionellen Bühne hat sich die Welt radikal verändert. Wir haben Isolation erlebt und sind uns gleichzeitig unserer globalen Verflechtungen bewusster geworden. Wir wurden verschärft mit der Frage der Systemrelevanz von Kultur konfrontiert. Wir haben steile Lernkurven durchlaufen, um uns in digitalen Räumen bewegen und politische Konflikte zwischen den engsten Menschen aushalten zu können. Vieles von dem, was unsere Welt bis 2019 ausgezeichnet hat, gibt es nicht mehr. In der Ukraine, der Heimat einer unserer Performerinnen, hat ein neuer Krieg begonnen.

In diesem Moment wollen und müssen wir uns neu orientieren. Nach zwei Jahren der Fokussierung auf den Schutz einzelner, privater Körper, fragen wir nach der neuen Bedeutung des öffentlichen Raums. Wie können wir lernen, das öffentliche Leben, den gemeinsamen Körper, unsere gemeinsame Liebe zu Vielfalt und Lebendigkeit zu schützen? In kleinen analogen und elektronischen Labor-Experimenten testen wir, wie wir uns dem Neuen Normal der Welt stellen können.

Da die Konstanten der alten Welt immer mehr zerfallen, lassen wir uns dabei von der Komposttonne inspirieren. Hier, wo es von Tieren und Mikroben nur so wimmelt, gibt es möglicherweise ein Gegengift zu unserer jüngsten Besessenheit von Sterilität und Sauberkeit – und gute Ideen zum Thema erste Schritte zu einer neuen gemeinsamen Lebendigkeit. In der Zersetzung liegt bei all ihrem Schrecken auch eine kostbare Schönheit. Wie können wir kompostartige Mikro-Lieferketten im unmittelbaren Umfeld unserer Stadt aufbauen? - und darüber hinaus?

Miteinander improvisierend wagen wir den Vertrauensvorschuss, dass die Liebe, das Leben und die Natur sich durchsetzen werden und verpflichten uns der heilenden Kraft von Ehrlichkeit und Präsenz.

Ensemble MaNN AUS OBST 2022:

Edith Steyer (Saxofon, Performance), Jessica Renfro (Stimme, Digital Performance),
Kindred Gottlieb (Performance, Licht-Design), Maja von Kriegstein (Klavier, Performance), Maryna Makarenko (Film, Performance), Vinicius Giusti (Elektronik, Performance), Wieland Möller (Drumset, Percussion, Performance)

Sprachen der Performance sind Ukrainisch, Portugiesisch, Deutsch und Englisch